Donnerstag, 10. April 2014
Der Praktikant im Geschäftsleitungs-Waren-Geschäft
Während ich wochenlang Martin und Dietmar mein Bedauern aussprechen durfte, dass sie noch keinen Arbeitsplatz gefunden hatten, war der einzige Arbeitsplatz, der für mich gefunden wurde, tatsächlich kein Griff ins Klo.
Der Tag der Praktikabesichtigung began für mich etwas später als für die anderen beiden, was mir bei meinem üblichen Schlafkonsum nur recht sein konnte und mir die Zeit gab mich ordentlich schick zu machen.
Da ich nicht wusste in welche Art Firma ich gebracht werden würde und ich auch keinen Namen hatte, warf ich mich in den guten Anzug mit Krawatte und allem.
Sogar der Bart wurde vor der Abfahrt nochmal gestutzt.
Ich wurde zum Fremdspracheninstitut beordert und es ging zu 4rt zum Unternehmen, von welchem ich den Namen noch immer nicht wusste.
Mit mir im Auto saßen eine Dolmetscherin (die nicht nötig war aber „nur für den Fall“), jemand, der sich mit dem Unternehmen auskannte und unser Betreuer Herr Chen.
Wir fuhren eine ganze Weile und ich begann mir Sorgen zu machen, wie ich jeden Tag dorthin kommen sollte.
Vor Ort war der erste Eindruck der Anlage ganz in Ordnung.
Alles schien sauber, nicht zu protzig, die Gebäude des Mehr-Unternehmen-Bereichs waren alle gleich und der Sicherheitsdienst offenbar nicht zu penibel.
Außerdem fallen sofort grüne Flächen, sowie ein Baskettball- und ein Tennisplatz ins Auge.
Von Außen sah die Firma nicht nach viel mehr aus als alle anderen Gebäude.
Der erste Pluspunkt jedoch: „Fingerabdruckscanner….cool“.
Wir wurden in den 3.Stock geführt (Vorsicht in Dt. wäre es der 2te) und ich erkannte bereits an den Mitarbeitern, dass ich maßlos overdressed war.
Der Chef Maic Kostka nahm uns in Empfang und es wurden Höflichkeiten ausgetauscht und das Unternehmen vorgestellt.
Ich erfuhr, dass ich in einem deutschen Unternehmen gelandet war mit Außenstellen in Amerika und China und der Betrieb in China erst seit Kurzem aufgenommen wurde, jedoch mit einem richtig ordentlichen Großauftrag.
Es ging um die Maschinen, die für den Bau des Mittelteils (der mit den Flügeln dran) des ersten chinesischen Flugzeuges notwendig sind.
Irgendwann schien Maic genug von meinen Universitätsbegleitern zu haben und so nutzte er die Gelegenheit des angekündigten Abschieds, um im übertragenen Sinne zu sagen: „Ja fahren sie mal los, ich behalte mir den Praktikanten hier und wir reden mal drüber was wirklich abgeht“
Im persönlichen Gespräch wurde ich positiv überrascht.
Punkt 1 war, dass mir erklärt wurde, dass ich jeden Morgen von einem Fahrer abgeholt und nach der Arbeit wieder zur Universität gebracht würde.
Außerdem wurde mir offenbart, dass es nicht die Absicht des Chefs war mir einen der üblichen Kopier-Praktikums-Jobs anzudrehen.
In Ermangelung eines Projektmanagers vor Ort, meinen theoretischen Grundlagen und dem ohnehin enormen Zeitdruck wurde mir diese Aufgabe zuteil mit sämtlichen einhergehenden Verantwortlichkeiten.
Ich musste also so schnell wie möglich die Stationen, Arbeitsbereiche, relevanten Mitarbeiter kennenlernen und die bevorstehende Zusammenarbeit mit Partnerfirmen vorbereiten und zukünftig beaufsichtigen.
Mit so einer Arbeit hatte ich nicht gerechnet, habe allerdings schon in den Tagen gemerkt, dass ich auf den von mir geleisteten Anteil stolz sein durfte.
Der angenehme Kontakt zu den Mitarbeitern auch außerhalb der Arbeitszeiten, die Vielseitigkeit und auch der Druck und auch der transparente, menschliche und auf Augenhöhe stattfindende Dialog mit Maic (ich habe auch seiner Tochter mit ein paar Kinderfilmen auf Deutsch und Englisch eine Freude machen können) halfen mir ungemein bei der schnellen Integration in die Firma.
Die Ankunft eines weiteren Projektmanagers des Mutterkonzerns kam mir zusätzlich sehr gelegen, da ich über äußerst freundlichen Kontakt aus erster Hand im praktischen Betrieb lernen konnte und tatsächlich Anwendung für von mir als sinnlos empfundenes Wissen aus dem Studium fand.
Alles in allem hatte ich großes Glück, große Chancen und große Verantwortung.
Und mit großer Verantwortung….ach Moment das war andersrum.
Wie auch immer. Bis bald



Mittwoch, 2. April 2014
Arbeit -ein Begriff für 4x8 Stunden Leerlauf
Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt ,sind Dietmar und ich tatsächlich doch noch zu einem Praktikum gekommen. Das ganze lief ab wie immer, wir erfuhren am Montag eine Stunde vor Abfahrt von unseren Studenten, dass uns ein Professor abholen würde und wir mit ihm ein weiteres Unternehmen besuchen würden. So kamen wir dann zu Jiangsu Welle Enviromental,wo wir dann von Dr. Hua , dem Marketing Direktor, auf Deutsch begrüßt wurden. Überaschung gelungen. Ich hab glatt vergessen mich vorzustellen. Dann erfolgte das übliche 20 minütige Gespräch auf Chinesisch, in dem erstmal die Rahmenbedingungen geklärt wurden. Der Unterschied hier war nur, dass sich Chinesen dafür entschuldigten, dass sie Chinesisch sprachen. Nach einem kurzem Gespräch auf Deutsch , war dann klar, wir optimieren eine Sickerwasseranlage. Als Ansprechpartner erhielten wir Wang Yidong ( Vorname ist der Hintere), einen ehemaligen Studenten aus Merseburg.


Unser Betreuer + Dietmar

Am nächsten Tag besuchten wir noch die Anlage und erhielten eine 20 minütige Führung , die normalerweise 2h Stunden in Anspruch genommen hätte, und verhandelten die wichtigsten Konditionen: jeden Montag frei für die Unterrichtung der chinesischen Studenten, bis zum Ende der Woche Recherchephase( Erholung von der Gammelphase) sowie Arbeitszeit( 8:30 bis 17:30).

Kommen wir jetz aber zum Wesentlichen der Vorstellung des Betriebes.


Der Hauptsitz

Also die Welle Enviromental ist im Vergleich zu der andere Ranzhütte , die wir besucht haben sauber und hat vor allem eine Klimaanlage. Schnarch... Ne Spaß Hauptaufgabe der Firma hier sind dieEntsorgung von festen und flüssigen Abfällen ,dazu gehört die Betreuung von Sickerwasseranlagen und die Herstellung von Nano- und Ultrafiltrationsanlagen zum Einsatz auf jenen Anlagen. Was dazu führte , dass wir bei den ganzen Dokumenten und Plänen, die wir erhielten keine Angaben zu den eigens hergestellten Anlagenteilen hatten . Auf Nachfrage unsererseits hieß es dann Geheimnis. Wir bedanken uns artig für das unheimliche Vertrauen ,was hier in uns gesteckt wird. Naja ,was solls wir sitzen in einem Büro für 18 Leute zu 7. Das ganze hat was von nem Pressebüro, wie man es aus amerikanischen Filmen so kennt, aber seht selbst.


Tadaa

Von den 5 Kollegen kann leider nur Yidong Deutsch bzw. Englisch. Wir habens schonmal bei einer Kollegin mit Englisch probiert. Naja, wir hatten ein wundervolles Gespräch mit einem Übersetzungsprogramm. Das Einzige ,was klappt ist das bye , wenn wir uns auf Chinesisch mit zài jiàn verabschieden.
Auf die Einhaltung der Pausen wird in unserem Unternehmen streng geachtet. Hauptsache, pünktlich zur Mittagspause und nach der Pause erstmal ein schönes Schläfchen nach Holzfällerart Ist man dann gegen 3 wieder erwacht, kann man dann anfangen mit seinem Handy zu spielen, eine im Büro zu rauchen oder ein Schwätzchen halten. Aber die restlichen 6 /7 „arbeiten“ ja weiter. Dietmar und ich gehen trotz unserer schweren Arbeit immer schon ein Stündchen früher. Ihr denkt jetz bestimmt, die haben nix zu tun! Naja, wir machen schon was. Wir überlegen uns Fragen, die wir stellen sollen, bereiten unsere Vorlesung vor, informieren uns über das Weltgeschehen, lernen ein bissle Chinesisch oder C++ oder Html, überlegen uns , was wir am Abend machen (vorwiegend, wo wir essen gehen) und buchen Hotels. Joa und ick schreib Blog. Ansonsten haben wir uns weitesgehend der Arbeitseinstellung unserer anderen Kollegen angepasst.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch ein paar kurze Einblicke über die Anlage geben, die wir auf Vordermann bringen sollen. Die Sickerwasserbehandlungsanlage befindet sich am Rand von Changzhou. Das ist eine wichtige Information, denn die zugehörige Deponie verfügt über ein ausgeklügeltes Abluftsystem mit dem Namen „ Die Natur verträgs schon“. Im Klartext der wundervolle Geruch der Faulgase wird einfach in die Luft abgelassen. Was gibt’s sonst noch zu sagen ,die Sickerwasseranlage ist 10 Jahre alt, sieht aber aus wie 50 Jahre. Auf der eine Seite hat man hochmoderne Technologien wie Umkehrosmose und Nanofiltration, andererseits begrüßen einen überall Rost, krumme/ verbogene Rohrleitungen und Kabel ,die einfach mal aus den Boden gucken.


Ein Zulauf von irgendwas.

Ein Notablauf von Irgendwas ins Nichts
Zum Thema Arbeitsschutz ohne Helm darf man nich auf die Anlage, ansonsten gabs keine Schilder bis letzte Woche. Das war aber nich unser Verdienst. Der einzig vernünftige Grund für, einen Chinesen seine Anlage mal wieder in Schuss zu bringen ist, wenn die regionale Politik ankommt. Wir waren am Tag vorher und konnten zu sehen, wie alles bis zum geht nicht mehr geputzt wurden , überall wurden die in Deutschland standardmäßig vorhandenen Sicherheitsschildchen angebracht.


Augen auf im Schilderwald

Ach und ich hatte ja Rost angesprochen. Dazu nur eine Sache, Zinkspray ist dein Freund und Helfer.

Man beachte besonders die wundervolle Verankerung des Rohres im Behälter

Ich hoffe ihr konnte einen kleinen Eindruck gewinnen über unser Arbeitsleben in China.


P.S. Die Fahrt zur Arbeit dauert 1 ½ h. Wir stehen um 6 auf, um pünktlich da zu sein. Unsere erste Tagesaufgabe ist dann den Ausgang vom Hotel zu öffnen. Doch heute haben wir Folgendes erlebt:


Sicherer geht’s nicht